Im Naturschutzgebiet "Unteres Remstal", und nicht nur dort, sieht man allenthalben umgefallene, tote oder absterbende Eschen. Es ist eine aus China eingeschleppte Pilzkrankheit,
die den Bäumen seit der Jahrtausendwende zu schaffen macht.
Hervorgerufen durch einen Pilz mit dem Namen "falsches weißes Stängelbecherchen".
In seiner ursprünglichen Heimat ist die dort vorkommende Mandschurische Esche an diesen Pilz angepaßt und kommt damit gut zurecht. Unsere hier heimischen Eschen tun das aber nicht.
Sie sterben nach längerer Leidenszeit daran ab.
Die Pilzsporen infizieren im Sommer die Blätter der Esche, von wo aus der Erreger in die Triebe vordringt und zum Absterben führt. Der Pilz blockiert die Leitgefäße der Eschen und die Triebe verwelken oder sterben ab.
Gut zu erkennen ist das an den olivbraunen bis orangen Verfärbungen und lichten Baumkronen.
Als Kohlenstoffsenke und -speicher sind gesunde Bäume unverzichtbar fürs Klima.
Eschenbestände kommen mit den steigenden Temperaturen hierzulande vergleichsweise gut zurecht und
sind Lebensraum für viele pflanzliche und tierische Arten. Ihr Verlust wiegt ökologisch schwer.
Qualitätsverluste des Holzes sowie die Sicherung von Wegen vor herabfallenden Ästen verursachen erhebliche Mehrkosten und finanzielle Einbußen für Forstbetriebe. Aus einem bisher eher reaktiven Umgang mit den Schäden sollte man nun zu aktiven Erhaltungsanstrengungen übergehen.
Denn noch ist unsere heimische Esche nicht verloren.
So ist die Naturverjüngung ein wichtiges Selektionspotential für pilzwiderstandsfähige Eschen.
Wichtig ist ebenso die Bewahrung von vitalen Alteschen als Samenspender.
Ganz im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Meinung, sind jedoch auch stehendes und liegendes Totholz wichtige Bausteine für Artenvielfalt und Ökologie.
Sie speichern nicht nur viele Jahre CO2, das bei der Verbrennung ansonsten gleich wieder freigesetzt wird,
sondern speichern ebenso sehr viel Wasser, was dem Wald in Trockenperioden helfen kann. Zudem ist das Totholz wichtiger Lebensraum für sehr viele Insekten.
Daher macht es für die Artenvielfalt sehr viel Sinn, stehendes und liegendes Totholz dort zu belassen, wo es nicht aus Gründen der Verkehrssicherung zumindest gefällt werden muß.
In Wald und Wiese braucht es keineswegs "besenrein" zugehen.
Das Hochwasser der Rems hat diesen Sommer fast die 5-Meter Marke erreicht und damit auch schlimme Schäden hervorgerufen. Man darf aber auch nicht vergessen, daß Hochwässer wichtige Bausteine für lebendige Gewässer darstellen. Sie bringen Geschiebe und Totholz in Bewegung und schaffen damit erst die Lebensgrundlagen für viele Tiere und Pflanzen am und im Gewässer und eine vielfältige Gewässerentwicklung.
Damit einher gehen oft gleich Bedenken, daß angeschwemmtes Totholz zu Verklausungen an Brückenbauwerken
führen könnte. Das ist zwar theoretisch der Fall, aber das passiert vor allem dort, wo das Gefälle wirklich signifikant ist. Man denke an die großen Schäden in Rudersberg! Das geringe Gefälle an der Rems lässt solche Erscheinungen in aller Regel gar nicht zu. Das Institut für Wasserbau des KIT hat dies schon lange wissenschaftlich belegt. Hier hat es die Strömung sogar schwer einen ganzen Baum durchgehend zu bewegen. Sie landen schnell an oder verkeilen sich in der Ufervegetation.
Im Wasser liegende Bäume sind jedoch wichtige Bestandteile der Gewässerökologie. Sie werden sich in Gewässern mit geringem Gefälle und kleiner Breite auch gleich im Ufer verfangen und treiben eben nicht im Schuss das Gewässer hinunter. Auch das konnte man beim Hochwasser im Sommer 2024 sehr deutlich beobachten.
Baumkronen im Wasser bieten Kleinlebewesen, wie dem Makrozoobenthos, und vielen Jungfischen wichtige Heimstatt und sicheren Lebensraum. Im Astgewirr unter Wasser wird sich ein fischfressender Taucher oder Säger schwertun, Beute zu machen. Baumkronen im Wasser ergeben wahre Paradiese für Jungfische.
Andererseits bieten sich dort dem Eisvogel auf aus dem Wasser ragenden Ästen willkommene Ansitze.
Zudem ändern verklemmte Baumstämme oft die lokalen Strömungsverhältnisse und schaffen damit erst die notwendigen Voraussetzungen für Gewässerdynamik.
Diese Dynamik ist aber entscheidend für lebendige Flussläufe.
Nur so können kleinräumige Änderungen am Verlauf, Kolke und Stillwasserzonen entstehen. Ohne diese Strukturvielfalt kann sich aber die ganze Artenvielfalt am und im Gewässer nicht entfalten.
Daher gilt es nach Hochwasserereignissen bei denen Geschiebe oder Totholz aktiviert wurde, Augenmaß zu bewahren und dem schwäbischen Putz- und Sauberkeitswahn Einhalt zu gebieten. Nur dort sollte Totholz entfernt werden, wo es belegbar zu Schwierigkeiten führen kann.
Eine gewisse Zurückhaltung ist dabei in jedem Fall anzuraten. (text bl, fotos vh)